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Im März 1952 sind die Bemühungen von Erfolg gekrönt: Die Stadt verkauft Severin Ahlmann die insgesamt vier Flurstücke von zusammen gut 4,3 Hektar für 350.000 DM. Davon 80.000 DM für das eigentliche Grundstück und 260.000 DM für verschiedene Aufbauten, 10.000 DM kostet diverses Inventar. Zu den Bestandsbauten gehört auch die „Thormannhalle“.
Im März 1952 sind die Bemühungen von Erfolg gekrönt: Die Stadt verkauft Severin Ahlmann die insgesamt vier Flurstücke von zusammen gut 4,3 Hektar für 350.000 DM. Davon 80.000 DM für das eigentliche Grundstück und 260.000 DM für verschiedene Aufbauten, 10.000 DM kostet diverses Inventar. Zu den Bestandsbauten gehört auch die „Thormannhalle“.


==== Die ersten Ahlmann-Schwenkschaufler 1952/53 ====
==== Die ersten Ahlmann-Schwenkschaufler 1952/53 ====
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Weitere Kunststoff-Produkte aus Rendsburg sind Unterwassermassagebehälter und moderne Stühle im zeittypischen Stil, die an das Design von Charles und Ray Eames erinnern. Leicht, bequem und formschön präsentieren sich die Sitzschalen in vielen Farbvarianten.
Weitere Kunststoff-Produkte aus Rendsburg sind Unterwassermassagebehälter und moderne Stühle im zeittypischen Stil, die an das Design von Charles und Ray Eames erinnern. Leicht, bequem und formschön präsentieren sich die Sitzschalen in vielen Farbvarianten.
Ein Großauftrag kommt vom Mineralölkonzern Shell: 1956 wird die ikonische Shell-Muschel aus AHLMOPLAST vorgestellt. Die Werbeleuchte besteht aus zwei AHLMOPLAST-Schalen, die von innen beleuchtet sind. Nach und nach sollen alle großen Shell-Tankstellen mit AHLMOPLAST Muscheln ausgestattet werden.
==== AHLMOWELL aus Andernach ====
Auch in Andernach wird die Kunststoffproduktion aufgenommen. Das Unternehmen produziert Platten, die unter dem Markennamen AHLMOWELL, später ACOWELL, angeboten werden. Soweit bekannt, taucht hier erstmals das spätere Unternehmenskürzel ACO in Form eines Markennamens auf.
Auf der Berliner Industriemesse im September 1956 werden die in Andernach produzierten AHLMOWELL-Polyester-Wellplatten erstmals vorgestellt. Sie können nach einem selbstentwickelten Fertigungsverfahren in vielen Farben transparent und undurchsichtig hergestellt werden. Sie sind vielfältig einsetzbar und dienen etwa als Terrassenüberdachung, Windschutzwand oder als Parkhalle. Beispielsweise sind sie im Rendsburger Freibad zu finden: Ein Lichtband aus gelbem AHLMOWELL ziert das Freibad.
==== Die Anfänge der Betonfensterproduktion ====
Im März 1954 schließt die SAB einen Lizenzvertrag zur Fertigung von Betonrahmenfenstern mit der Firma Hans Bördlein, einer Betonwarenfabrik im unterfränkischen Reith. Die Fenster sind für den Hochbau, vorwiegend zum Einsatz in landwirtschaftlichen Gebäuden bestimmt.
Parallel dazu wird in Rendsburg eine eigene Betonfensterkonstruktion für den Industrie- und Landwirtschaftsbau sowie für Keller im Wohnungsbau entwickelt. Im Verlauf des Jahres 1956 beginnt die SAB Büdelsdorf Fenster nach eigenem Muster zu produzieren. Die Lizenz ist bald nicht mehr erforderlich. 
Die Entscheidung, in den Fensterbau einzusteigen, erweist sich als wegweisend. Die Produktion von Betonfenstern wird über mehr als 30 Jahre zum „Brot- und Butter-Geschäft“ des Unternehmens. Die Absatzmengen sind hoch, die Margen ebenfalls.
Es war der weitblickende erste SAB-Geschäftsführer Paul Meyer, der sich für dieses neue Geschäftsfeld stark gemacht hat. Jahre später schreibt Severin Ahlmann ihm dankbar: „Mich beschäftigt häufig der wirklich großartige Entschluss vor Jahren, die Betonfenster in das Fabrikationsprogramm aufzunehmen. Sie haben mit dem damaligen Vorschlag SAB einen Entwicklungssprung ermöglicht, der uns bei der etwas labilen Gußwaschanlagenabhängigkeitssituation zur CH von besonderer Bedeutung ist.“
Der Betonfensterbau eröffnet eine Kontinuitätslinie, die mit dem Fenstersegment aus Kunststoff bis heute bei ACO lebendig ist.
==== Das Produktportfolio der SAB (ACO) in den 1950er Jahren ====
Mitte der 1950er Jahre umfasst das Portfolio der SAB drei wesentliche Produktsegmente: Die reinen Betonerzeugnisse, die Sanitärartikel aus Kunststein sowie die Betonrahmenfenster.
Auf den Start Ende 1946 mit Dachsteinen, Futtertrögen und einfachen Betonplatten folgte rasch die Fertigung von Schwerbeton-Röhren für den Tiefbau. Auch jetzt machen sie unter den Betonwaren der SAB noch den Hauptteil der Produktion aus. Es werden massive Rohre von filigranen 100 Millimetern bis zu wuchtigen 1.000 Millimetern Durchmesser als Formteile gegossen. Zum Einsatz kommen sie hauptsächlich im Kanalisationsbau, für einfache Wasserführungen und Hausanschlüsse, bis hin zur Schachtanlage. Hierfür sind sogar Schachtringe von bis zu zwei Metern Durchmesser im Programm. Im Straßenbau werden aus Beton gegossene Straßenabläufe, Bordsteinschwellen und Gehwegplatten eingesetzt. 1954 stehen hier die Zeichen auf Produktionsausweitung. Es wird in eine automatische Hochleistungspresse für Bürgersteig- und Fußbodenplatten investiert.
Für den Hochbau stellt SAB Fertigteile aus Stahlbeton und Kunststein her. Dazu gehören Treppenanlagen – als Einzelstufen oder Komplettsystem – Umrahmungen für Türen und Fenster zur Montage in der Fassade, außerdem Fensterbänke. Diese Artikel kommen vorwiegend im sozialen Wohnungsbau zum Einsatz. Beispielsweise werden Wohnungsgroßbauten in Kiel-Wellingdorf mit montagefertigen Hochbauerzeugnissen ausgestattet.
Neben der Serie bedient die SAB auch Sonderanforderungen der Bauwirtschaft. Für den Brückenbau sind das etwa Abdeckplatten aus Stahlbeton und Gleisbohlen. Der Bau von Fernheizleitungen erfordert Fertigteilkanäle. Für solche Projekte erarbeiten die SAB-Ingenieure jeweils maßgeschneiderte Lösungen.
Kunststein ist etwa Marmorkorn. Er unterscheidet sich vom Schwerbeton in Güte und Körnung der Kiesmischung und der Zuschlagstoffe. In Schliff und Politur der formgegossenen Teile sind herausragende Optik und Oberflächeneigenschaften zu erreichen. Produziert werden in erster Linie Sanitärobjekte, etwa Großwaschanlagen, als Rundwaschanlagen oder Rinnenausführung. Außerdem Spülausgüsse, Spül- und Waschbottiche sowie Fuss- und Brausewannen. Spezialitäten sind Arbeitstischplatten für den Eisverkauf.
Die Pendants zu den SAB-Sanitärartikeln aus Marmorkorn stellen Carlshütte sowie Ahlmann & Co. Andernach mit emailliertem Gusseisen her. Das Produktportfolio der Carlshütte und Ahlmann & Co. Andernach geht darüber hinaus. In der Summe bieten die drei Firmen der Ahlmanns eine diversifizierte Palette an Produkten für Sanitär und Haushalt. In den 1950er Jahren sind diese am gleichartig verwendeten Namenszug als Markenprodukt zu erkennen. Die Produkte werden auch in einem gemeinsamen Katalog präsentiert.
==== Familiäre Veränderungen ====
Die Hannover-Messe 1955 hat nicht nur für den Erfolg der Schwenkschaufler, sondern auch für die weitere Entwicklung der Ahlmann‘schen Unternehmungen entscheidende Bedeutung. Die Dame, die die Schwenkschaufler vom oberen Geschoss des Messepavillons aus mit ihrer angenehmen Stimme dirigiert, heißt Maria Jänicke. Sie ist die Tochter eines Verlegers. Josef-Severin Ahlmann verliebt sich in die attraktive und polyglotte Frau. Sie wird seine neue Partnerin. Im provinziellen Büdelsdorf erregt die Erscheinung bald einiges Aufsehen.
Nur wenige Wochen nach dieser Begegnung – im Juni 1955 – führt Severin Ahlmann ein Gespräch mit seiner Mutter Käte über die Zukunft der Carlshütte. Er wählt seine Worte wohl nicht besonders geschickt, denn Käte versteht es so, als ob ihr Sohn sie aus der Leitung des Unternehmens drängen will. Sie vermutet, dass die Initiative dazu nicht von ihm, sondern von seiner neuen Frau ausgeht. Ihr Verhältnis zu Maria ist ohnehin nicht das beste.
Es kommt zum Streit, der im Februar 1956 eskaliert. Käte Ahlmann lässt die ihrem Sohn erteilte Generalvollmacht für die Carlshütte für ungültig erklären. Eine Zusammenarbeit scheint nicht mehr möglich. Im Herbst unterbreitet Käte ihrem Sohn den Vorschlag einer Trennung: Severin soll im Tausch gegen seine Anteile an der Carlshütte die Tochterfirma in Andernach erhalten. Als prospektiver Haupterbe der Carlshütte ist nun Serverins Neffe, der vierjährige Hans-Julius, vorgesehen. Die SAB (ACO) bleibt von dieser Regelung unberührt, also weiterhin im Besitz von Severin Ahlmann. Severin stimmt der Trennung schweren Herzens zu.


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Version vom 9. November 2021, 08:40 Uhr

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Das ACO-Geschichts-Wiki zum 75-jährigen Jubiläum

Die geschäftsführenden Gesellschafter der ACO-Gruppe:
Iver und Hans-Julius Ahlmann.


Willkommen im ACO-Geschichts-Wiki, das im Jubiläumsjahr von ACO gestartet wird!

Das Wiki enthält spannende Geschichten rund um ACO. Gründungsgeschichte und erste Jahre, Standorte und Tochtergesellschaften, Produkte und Dienstleistungen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden und Zulieferer, das Arbeitsleben und die Unternehmerfamilie Ahlmann – das sind alles Themen, die im Wandel der Zeiten bildreich dargestellt werden. Interessante Zusammenhänge werden deutlich, Einsichten möglich und auch Amüsantes und Wissenswertes berichtet. Hier erfahren Sie alles darüber, wie aus kleinen regionalen Anfängen im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf schrittweise der global agierende Weltmarktführer im Bereich Entwässerungstechnik entstand.

Das Wiki ist ein lebendiges Projekt, das immer weiter ausgebaut wird. Bis zum 75-jährigen Gründungsjubiläum im Dezember 2021 soll die Historie des Unternehmens in weiten Teilen erforscht und dokumentiert sein.

Hierzu können Sie gern auch etwas beitragen. Haben Sie Bilder oder Dokumente zur ACO-Geschichte? Fallen Ihnen Storys ein, die „typisch ACO“ sind? Wir freuen uns auf Ihre Beiträge. Kontaktieren Sie uns unter: info@history.aco ! (Stand Juni 2021)


Die Geschichte von ACO

ACO – Gründung und erste Jahre 1946 bis 1949

ACOs Mutter: die Carlshütte

Markus Hartwig Holler, der Gründer der Carlshütte, in jungen Jahren.

ACO ist eine Ausgründung aus der traditionsreichen, ehrwürdigen Carlshütte, die 1827 – also vor fast 200 Jahren – im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf bei Rendsburg errichtet wird. Die Carlshütte ist das erste Industrieunternehmen auf der jütischen Halbinsel überhaupt, und vor allem: das erste Eisenwerk im dänischen Gesamtstaat. Gründer ist der Kaufmann Markus Hartwig Holler. Er führt in Rendsburg eine florierende Holzhandlung, möchte aber in Büdelsdorf ein Eisengusswerk errichten.

Holler ist ganz auf der Höhe der Zeit. Er hat die Bedeutung des Werkstoffes Eisen für das Jahrhundert erkannt. In einer Eingabe an den dänischen König Friedrich VI. führt er bedeutungsvoll aus:

„Das Wort Eisen ist es, was alles erklärt“.

Er schreibt weiter: Eisen sei „gleich nützlich, ja unentbehrlich, dem Staate und der Landesverteidigung wie dem Haushalte, dem Landmann, den Gewerben, den Bauten und Fabriken“. Nach einem Besuch des dänischen Königs Friedrich VI. im Juni 1829 war der König von Hollers Werk so beeindruckt, dass er auf seiner Rückreise Weisung erteilt, Holler zum Ritter des Dannebrogordens zu ernennen. Auf dem Bild rechts sieht man an Hollers Brust den Dannebrogorden, der als Verdienstorden an treue Diener des dänischen Staates für zivile und militärische Dienste, für besondere Verdienste in der Kunst, den Wissenschaften oder dem Wirtschaftsleben bis heute verliehen wird.

Der Statthalter des dänischen Königs in den Herzogtümern Schleswig und Holstein Carl von Hessen unterstützt die Unternehmung von Anfang an. Zum Dank benennt Holler die Eisenhütte nach ihm „Carlshütte“. Der zur Gründungszeit bereits über 80-jährige Landgraf stammt mütterlicherseits vom englischen Königshaus Hannover ab und ist Schwiegervater des dänischen Königs Friedrich VI. Carl von Hessen ist Urururgroßvater des jüngst verstorbenen Prince Philip, Duke of Edinburgh, Prinzgemahl der britischen Königin Elisabeth II. Dieser verleiht 2006 ACO den "The Queen's Award for Enterprise". So schließt sich gleichsam der Kreis.

Die Queen und Prince Philip bei der Verleihung des "The Queen's Award for Enterprise" an ACO im Jahr 2006.

Carl ist von den Ideen der Aufklärung beeinflusst. Ihn interessieren Kultur und Wissenschaften. Er befasst sich mit Metallkunde und Metallguss. Ein besonderes Faible hat er für die Alchemie. So bemüht er sich bis an sein Lebensende um die Gewinnung von Gold aus der Legierung unedler Metalle. Diese Leidenschaft könnte auch ein Motiv für die Unterstützung der Carlshütte gewesen sein. Davon unabhängig gilt Carl von Hessen jedoch als eifriger Förderer der Wirtschaft und neuer Industrieunternehmungen.

Der zweite Gönner und Protektor der Carlshütte ist der dänische König Friedrich VI. Wie sein Statthalter, Carl von Hessen, ist er den Wissenschaften und der Wirtschaft zugetan. Er lässt sich schnell von Markus Hartwig Holler von dessen Ideen überzeugen. Bei einer Audienz in Rendsburg kann Holler die Pläne für die Hüttengründung persönlich vorstellen. Der König besichtigt sogar die Hüttenbaustelle.

In den kommenden zehn Jahren besucht Friedrich VI. die Carlshütte immer wieder. So schon 1829, als Holler vom ersten Anstich des Schmelzofens berichten kann. 1831 besichtigt Friedrich VI. den begonnenen Hochofenbau, 1835 ist er wieder in Rendsburg. Der fünfte und letzte Besuch des Königs findet 1839 statt: Auf der Carlshütte herrscht Hochbetrieb und Holler kann dem König eine Dampfmaschine präsentieren, die hier gebaut wurde. Der Gründer vergisst nicht, dass der wirtschaftliche Aufschwung nicht zuletzt einigen Privilegien zu verdanken ist, die der Monarch gewährt. Das sind u.a. die zollfreie Einfuhr von Rohstoffen, die zollfreie Ausfuhr der Eisenwaren sowie Schutzzölle gegen ausländisches Produkte.

Der Hochofen arbeitet allerdings nur wenige Jahre. Die Herstellung von Eisen aus Raseneisenerz, das in Schleswig-Holstein in gut verwertbaren Mengen vorkommt, erweist sich als unrentabel, sodass die Verhüttung aufgegeben und auf ausschließlichen Gießereibetrieb umgestellt wird.

In der Carlshütte werden gusseiserne Geräte und Gegenstände für Haushalt, Straßenbau, Landwirtschaft und Schiffbau hergestellt. Faszinierend, dass die Carlshütte Produkte im Programm hat, die ACO heute auch herstellt, allerdings mit anderen Materialien. Das sind Fensterrahmen, Krippen und Tröge sowie Stalleinrichtungen, auch Kanal- und Schachtabdeckungen, Benzinabscheider, Rinnen mit Abdeckrosten, schließlich Sanitärartikel wie Badewannen und gusseiserne Wasser-Klosetts.


Lesen Sie mehr:

- Die Geschichte der Carlshütte bis 1946.

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Die Familie Ahlmann auf der Carlshütte

Für die Entwicklung der Carlshütte und für die Gründung von ACO wird die Familie Ahlmann eine zentrale Rolle spielen. Die deutsch-dänische Kaufmanns- und Unternehmerfamilie Ahlmann ist seit dem 16. Jahrhundert in Dänemark und in den Herzogtümern Schleswig und Holstein ansässig. Eine erste Verbindung zur Carlshütte stellt Thomas Jörgen Ahlmann, der Ururgroßvater von Hans-Julius Ahlmann, 1840 her. Er kommt mit Holler ins Geschäft und baut im dänischen Fredericia ein Kommissionslager für die Waren der Carlshütte auf. Von hier aus werden die Carlshütten-Produkte in die skandinavischen Länder vertrieben. Damals gibt es keine Vertreter, vielmehr Großhändler, die vertrauensvolle Partner sind. Thomas Jörgen Ahlmann gründet 1842 zudem die Brennerei & Brauerei „Ahlmann & Co“. Dieser Firmenname, vor allem das daraus abgeleitete Kürzel „ACO“, wird mehr als hundert Jahre später von besonderer Bedeutung werden.

Käte Ahlmann, 1938.

Thomas‘ zweitältester Sohn Johannes Ahlmann übernimmt gemeinsam mit seinem Schwager Dethlef Ohlsen das Geschäft des Vaters, das ab 1878 als „Ohlsen & Ahlmann“ firmiert. Im Folgejahr verlegen die beiden Kaufleute das Kommissionslager der Carlshütte nach Kopenhagen. Hartwig Peter Holler – der Sohn des Carlshütten-Gründers – ist von den Johannes Ahlmanns Fähigkeiten so überzeugt, dass er ihm den Posten des kaufmännischen Direktors in der Carlshütte anbietet, den dieser 1883 annimmt. Die Carlshütte ist zu diesem Zeitpunkt eine Aktiengesellschaft. Johannes Ahlmann modernisiert in den kommenden Jahrzehnten den Betrieb, erweitert ihn und führt neue Produkte ein, vor allem emaillierte Badewannen, mit denen die Carlshütte weltbekannt wird. Im Jahr 1900 sind über 1.000 Arbeiter in dem Unternehmen beschäftigt. Die Kopenhagener Unternehmung wird später an das große dänische Handelsunternehmen Brødrene Dahl verkauft.

1907 tritt Johannes Ahlmanns Sohn Julius in die Carlshütte ein. Julius folgt dem Vater 1919 als kaufmännischer Direktor nach und setzt den erfolgreichen Modernisierungskurs fort. Er stirbt jedoch schon 1931 an einer schweren Erkrankung. Seine Witwe Käte Ahlmann ist entschlossen, das Erbe des Unternehmens für die nachfolgende Generation zu erhalten. Im Jahr 1937 gelingt es ihr, die gesamten Aktien für die Familie zu erwerben und die Aktiengesellschaft in eine KG umzuwandeln. Käte Ahlmann übernimmt die Leitung der Carlshütte, die fortan ein Familienunternehmen ist. Im gleichen Jahr werden erstmals Teile aus Asbestzement hergestellt. Hieraus entsteht eine Beton-Sparte.

Lesen Sie mehr:

- Die Biographie von Käte Ahlmann bis 1946

- Geschichte der Familie Ahlmann

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Die Anfänge der Beton-Abteilung – Einsatz von Ersatzstoffen für Eisen

Ersatz von Gusseisenfüßen für Badewannen auf der Carlshütte

Die ab Mitte der 1930er Jahre forcierte Umstellung der deutschen Wirtschaft auf Kriegsproduktion führt in der Stahl- und Eisenindustrie zu Herstellungsbeschränkungen. Metalle sollen im zivilen Sektor eingespart werden, damit sie für die Rüstung verwendet werden können. Zentral ist der Vierjahresplan 1936, mit dem binnen vier Jahren die wirtschaftliche und militärische Kriegsfähigkeit des Deutschen Reichs erreicht werden soll. Im Rahmen des Vierjahresplanes verpflichtet sich die Badewannenindustrie, Modelle mit einem besonders hohen Eisenverbrauch nicht mehr herzustellen. Den Werken wird vorgegeben, ab April 1937 keine Gusseisenfüße bei Einbauwannen zu verwenden. In nur wenigen Monaten findet die Carlshütte Ersatz: Badewannenfüße und Sockel werden vorerst aus Steinzeug verbaut und im Laufe des Jahres auch aus Beton.

Weitere Einsparungen von Eisen

Am 15. August 1937 wird von der Überwachungsstelle für Eisen- und Stahl eine Herstellungsbeschränkung von 30 Prozent gegenüber der Fabrikation vom 1. Juli 1935 bis zum 30. Juni 1936 im Bereich des gesamten Sanitäts- und Kanalgusses angeordnet. Das betrifft die Carlshütte in vollem Umfang. Zunächst kann man auf Lagerbestände zurückgreifen. So verzeichnet die Carlshütte von August bis Dezember 1937 nur einen Rückgang von 17,5 Prozent im Absatz von Gießereiprodukten. Für gusseiserne Unterlegplatten von Dauerbrandöfen werden als Austauschstoff Asbestzementplatten eingesetzt, die dann auch für die Rückwände und Böden von Kohlen- und Gasherden verbaut werden. Mit den Asbestzementplatten werden Eiseneinsparungen von 20 kg pro Herd erreicht. Im Jahresbericht der Carlshütte von 1937 werden die Folgen der Herstellungsbeschränkungen und -verbote beschrieben: „Die Verkaufspolitik während 1937 war deshalb im Wesentlichen durch die Frage der Rohstoffbeschaffung und Verwendung bzw. Schaffung richtiger Austauschstoffe bestimmt.“

Guss-Terrazzo für die Waschbrunnen, Schamotte und Keramik für Öfen

1938 treibt die Carlshütte die Verwendung von Austauschrohstoffen weiter voran. Terrazzo – eine Mischung aus farblich ausgewählten Zuschlagstoffen, Wasser, Kalk und Zement – wird als Guss-Terrazzo für die zuvor aus Gusseisen hergestellten Waschbrunnen der Carlshütte verwendet. Bei den Öfen werden zur Eisenersparnis Schamotte-Zugwände an Stelle der gusseisernen Wände verbaut. Weitere Einsparungen werden durch die Verwendung von Keramik-Aschenschalen erreicht. Neu im Programm der Carlshütte sind Beton-Kesselöfen, die ab März 1938 ausgeliefert werden. Mit der notgedrungenen Verwendung der neuen Materialien, die für eine Eisengießerei nicht charakteristisch sind, entsteht auf der Carlshütte eine Beton-Abteilung, aus der nach dem Krieg die Severin Ahlmann-Betonindustrie (SAB), die spätere ACO Severin Ahlmann, gegründet wird.

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Josef-Severin Ahlmann – verantwortlich für die Betonabteilung der Carlshütte

Severin Ahlmann, ca. 1944/45, am Fuße der Gartentreppe des Direktorenhauses. Er ist zu Besuch bei seiner Großmutter Wilhelmine Ahlmann.

1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Käte Ahlmanns Söhne Hans-Julius und Josef-Severin werden zum Militärdienst eingezogen. Das Werk übersteht den Krieg weitgehend unbeschadet. Im Mai 1945 kehrt Käte Ahlmanns zweitgeborener Sohn Josef-Severin aus dem Krieg zurück. Schleswig-Holstein, also auch Büdelsdorf, gehören zur britischen Besatzungszone.

Das Familienunternehmen Carlshütte ist von der Militärregierung mit Produktionsbeschränkungen belegt. Jedoch ist ihr erlaubt, Betonteile für zivile Zwecke herzustellen. Es handelt sich um „einfache Bauplatten“, landwirtschaftliche Futtertröge und Zementdachsteine.

Josef-Severin übernimmt im Auftrag seiner Mutter sogleich Leitungsaufgaben im Unternehmen. So kümmert er sich um die Betonfertigung der Carlshütte. Er wird im Alter von 22 Jahren gleichsam Abteilungsleiter der Carlshütten-Betonsparte.

Severins Bruder Hans-Julius kehrt Anfang 1946 ebenfalls aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Er hat bereits seit einigen Jahren Prokura und ist von seiner Mutter als Nachfolger in der Leitung der Carlshütte vorgesehen.




Lesen Sie mehr:

- Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Schleswig-Holstein

- Die Biographie von Josef-Severin Ahlmann bis 1946

- Die Biographie von Hans-Julius Ahlmann sen.

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Gründung von Severin Ahlmann-Betonindustrie (SAB), später ACO

Im Laufe des Jahre 1946 entscheiden Käte, Hans-Julius und Severin Ahlmann, die Beton-Abteilung als eigenständiges Unternehmen aus der Carlshütte auszugründen. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die Carlshütte von den Alliierten demontiert wird. Am 1. Oktober 1946 teilt die britische Militärregierung der Geschäftsleitung der Carlshütte mit, dass das Werk im Rahmen der Reparationsforderungen für die Demontage vorgesehen ist.

Konkreter Anlass für den Zeitpunkt der Gründung noch vor Jahresende sind die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein am 13. Oktober 1946, bei denen die SPD 41,1 Prozent der Stimmen erhält. Es ist zu vermuten, dass die Sozialdemokraten auch bei den für das Folgejahr anberaumten Landtagswahlen die Mehrheit erreichen werden. Die Gefahr besteht, dass sie Enteignungspläne umsetzen. Sozialdemokraten und Gewerkschaften propagieren eine Enteignung von Schlüsselindustrien bzw. von Unternehmen, die in die Rüstungswirtschaft im Zweiten Weltkrieg involviert waren, wozu auch die Carlshütte gerechnet wird. Käte Ahlmann schreibt am 13. Dezember in einem Brief: "Wir hielten diese Maßnahme (gemeint ist die Firmenanmeldung) im alten Jahr doch noch für richtig, da man nie weiss, welche neuen Verbote mit Ablauf dieses Jahres kommen werden."

Um wenigstens einen Unternehmensbereich für die Familie zu sichern, meldet Josef-Severin Ahlmann am 10. Dezember 1946 bei der IHK Kiel die Firma „Severin Ahlmann-Betonindustrie“ an. Aus der SAB, wie man den Firmennamen abkürzt, wird später die ACO.


Lesen Sie mehr:

- Entnazifizierung in der Britischen Zone

- Die Demontagepolitik der Briten in den Nachkriegsjahren


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Das Programm der Severin Ahlmann-Betonindustrie (SAB, später ACO)

Das zerbombte Kiel im September 1944. Der Blick auf die Holtenauer Straße zeigt das Ausmass der Zerstörung. (Bildquelle: Stadtarchiv Kiel, Sig. 36.311)

Aus dem Schreiben zur Firmenanmeldung wird deutlich, dass schrittweise mit der Fertigung neuer Artikel begonnen werden soll. Drei Produktgruppen sind genannt: Das ist zum einen Baumaterial für den Hausbau wie Hohlblocksteine, Platten und Leichtbauplatten, Balken und Sparren sowie Treppenstufen. Weiterhin sollen Erzeugnisse für den Tiefbau hergestellt werden. Dazu gehören Pfosten, Bürgersteigplatten, Bordsteine, Rohre und Kabelformstücke, Rammpfähle sowie Schachtabdeckungen, Straßenabläufe, Sinkkästen und Klärgruben. Schließlich ist geplant, auch „Nichtbaustoffe“ herzustellen, womit Produkte für den Innenausbau gemeint sind, wie Betonkesselöfenmäntel und insbesondere Terrazzowaren wie Spültische und Waschanlagen.

Die Artikel der ersten und zweiten Produktgruppe stehen, so erläutert Severin Ahlmann, im Vordergrund, da sie „für den Wiederaufbau der zerstörten Städte besonders wichtig“ sind. In Kiel zum Beispiel waren 35 Prozent aller Gebäude zerstört, 40 Prozent waren beschädigt. Bei der künftigen Arbeitsexpansion sollen vermehrt Frauen eingestellt werden. Die Fertigung werde entsprechend eingerichtet.

Das Schreiben schließt mit dem Verweis auf gute Auftragsaussichten, weil die Carlshütte beabsichtigt, die gesamte Betonfertigung sukzessive auf die neue Severin Ahlmann-Betonindustrie zu übertragen.

Lesen Sie mehr:

- Weitere Originaldokumente und Briefe zur Gründung der SAB

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Firmensitz Rendsburg – Produktionsstätten in Büdelsdorf

Der erste Firmensitz des Unternehmens ist nicht Büdelsdorf, sondern Rendsburg. Die Adresse ist Holsteiner Straße 24. Hier ist auch der Kindergarten der Carlshütte untergebracht. Severin Ahlmann sagt später gern: „ACO wurde in einem Kindergarten an einer Eiderschleuße gegründet.“ Mit der Adresse – in gewisser Entfernung zur Carlshütte – wird der Charakter einer eigenständigen Gründung unterstrichen. Es handelt sich um eine strategische Entscheidung gegenüber den Behörden.

Die Fertigungsstätten aber befinden sich am Hüttenweg in Büdelsdorf auf dem Gelände der Carlshütte. Das Areal samt Gebäude überlässt Käte Ahlmann der SAB in Pacht.

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Belegschaft und Produkte

Der junge Severin Ahlmann und Paul Meyer.

Die Carlshütte und die SAB sind eng verbunden. Friedrich Sensen, der Stellvertreter Käte Ahlmanns in der Carlshütte, empfiehlt seinen Schwager Paul Meyer als Prokuristen und faktischen Geschäftsführer für die SAB. Meyer wird in den Anfangsjahren für das Unternehmen an der Seite Severin Ahlmanns bestimmend. Er ist maßgeblich am Erfolg der SAB beteiligt.

Zum Zeitpunkt der Firmenanmeldung zählt die SAB nur elf Mitarbeiter. Bald steigt die Mitarbeiterzahl auf 100. Von Beginn an beschäftigt Severin Ahlmann Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und der Sowjetischen Besatzungszone. Sie werden zu einem Erfolgsfaktor des jungen Betriebs.

Lesen Sie mehr:

- SAB-Mitarbeiter der ersten Jahre erinnern sich

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Das erste Logo der SAB (später ACO)

Das erste Logo der neu gegründeten Severin Ahlmann-Betonindustrie besteht aus einem Wappen mit stilisiertem Ahlmann-Schriftzug. Das Wappen stammt ursprünglich vom Bankhaus Ahlmann in Kiel, womit Severin Ahlmann auf die Familientradition rekurriert. Das Logo steht später Pate für Logos weiterer Ahlmann-Unternehmungen.



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Arbeit unter erschwerten Bedingungen

Fernsprechverkehr wird für die SAB beantragt, den die Behörden erst fünf Monate später genehmigen.

Die Produktionsgenehmigung für die SAB kommt erst im März 1947. Bis dahin gilt die auf die Carlshütte ausgestellte Erlaubnis.

Die Produktion ist in der Nachkriegszeit keineswegs einfach. Es herrscht überall Mangel. Das gilt für Lebensmittel und Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs genauso wie für Rohstoffe und Energie. Teile der Infrastruktur sind immer noch nicht instandgesetzt. Nahezu alle Ressourcen sind behördlich reglementiert.

Ende März 1947 teilt die Stadt Rendsburg der SAB eine bestimmte Menge elektrischen Strom zu: 15.000 kWh im Monat.

Für die fernmündliche Kommunikation bedarf es einer Genehmigung. Mitte Mai 1947 teilt das Rendsburger Postamt Severin Ahlmann mit, dass seinem Antrag auf „Zulassung zum uneingeschränkten Fernsprechverkehr innerhalb der britischen Zone“ stattgegeben wird. Hierauf hat er längere Zeit warten müssen. Sechs Monate zuvor war der Antrag gestellt worden. Eine vorhandene Rufnummer – die 2555 – kann Severin Ahlmann behalten. Zudem erhält er die Möglichkeit, unter Vorwahl einer bestimmten Kennziffer den Vorrang eines Gesprächs anmelden.

Die Gründung von Ahlmann & Co. in Andernach

Eisengießerei und Emaillierwerk von Ahlmann & Co. in Andernach nach Fertigstellung. Die Bauarbeiten beginnen im Mai 1949.

Am 1. November 1948 wird im rheinland-pfälzischen Andernach die Firma Ahlmann & Co. gegründet. Auch mit dieser Gründung wird – wie zwei Jahre zuvor bei der Severin Ahlmann-Betonindustrie – das Ziel verfolgt, die Familie und ihre unternehmerischen Aktivitäten angesichts der ungewissen politischen und wirtschaftlichen Zukunft abzusichern. Andernach liegt in der französischen Besatzungszone. Man hofft, dass hier Demontage- und Enteignungspläne weniger intensiv oder gar nicht verfolgt werden. Zudem ist Käte Ahlmann, die aus dem Rheinland stammt, der Region eng verbunden.

Ein weiterer Grund für die Familie Ahlmann, sich abzusichern, ist der beginnende „Kalte Krieg“. Die Blockade Berlins durch die Sowjetunion schürt die Angst vor einer Eskalation. Das weiter von der Ostzonengrenze entfernte und vor allem jenseits des Rheins liegende Andernach erscheint als ein „sicheres Ausweichquartier“, falls die Rote Armee bis zum Rhein vorstößt.

Rein wirtschaftliche Beweggründe spielen auch eine Rolle. In Andernach sollen eine Eisengießerei und ein Emaillierwerk errichtet werden. Die Produktionspalette entspricht der der Carlshütte: Wannen, Waschanlagen aus Gusseisen und andere Sanitärgusserzeugnisse. Mit dem neuen Werk geht es um eine Erweiterung der Carlshütte, die die französische und amerikanische Zone mit diesen Produkten versorgen soll.

Anfang Februar wird das Vorhaben bewilligt. Ende Mai 1949 beginnen die Baumaßnahmen, die dann zügig vorangehen. In den folgenden Jahren kommt es zu einem personellen Austausch zwischen der Severin Ahlmann-Betonindustrie (SAB) und der Neugründung im Rheinland. Damit geht ein fruchtbarer Wissenstransfer einher.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Ahlmann & Co. liefert später das Kürzel für den heutigen Namen der Gruppe: ACO. Im Unternehmen bezieht man sich gern auf Thomas Jörgen Ahlmanns Firma Ahlmann & Co. von 1842 in Fredericia, erinnert sich später Josef-Severin Ahlmann.

Maria Luise und Severin Ahlmann im Direktoriumsbüro der SAB. Severins Ehefrau wirkt im Unternehmen mit.

Lesen Sie mehr:

- Zur Gründung von Ahlmann & Co. in Andernach

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Die SAB im Jahr 1949

Käte Ahlmann wird im Entnazifizierungsverfahren entlastet, die Konten werden entsperrt, die Carlshütte wird nicht demontiert.

Eine Rückgliederung der Betonproduktion in die Carlshütte ist aber kein Thema. Die SAB bleibt ein eigenständiges Unternehmen, sie hat sich etabliert und ist auf Wachstumskurs. 1949 liegt der Umsatz bei 665.000 DM, das ist mehr als das Vierfache vom Umsatz zwei Jahre zuvor. Die Zahl der Kunden kann im selben Zeitraum verdoppelt werden. 1949 sind es 550.

Severin Ahlmann hat mittlerweile geheiratet. Seine Frau Maria Luise, geborene Guthe, arbeitet im Unternehmen mit. Einen Einblick in die Frühzeit des Unternehmens gibt ein von Severin Ahlmann im Jahr 1949 gefertigtes Fotoalbum.

Hier können Sie das gesamte Fotoalbum durchblättern.

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Severin Ahlmanns Wirken für Carlshütte und SAB (ACO) 1949 bis 1956

Die Geschäftsentwicklung der SAB (ACO) Anfang der 1950er Jahre

Die junge SAB entwickelt sich in den Anfangsjahren äußerst positiv. Bei Abschluss des vierten Geschäftsjahres 1950 übertrifft der Umsatz mit 1.600.000 DM den des ersten vollen Jahres 1947 um mehr als das Zehnfache. Der Kundenstamm hat sich in dieser kurzen Zeit beinahe verfünffacht, auf 965. Noch kommen die meisten Kunden aus dem Norden Deutschlands, aus Schleswig-Holstein und dem Raum Hamburg. Severin Ahlmann teilt jedoch schon 1951 mit, dass es „in steigendem Maße gelang, die deutschen Märkte südlich der Elbe zu erschliessen.“

Die Belegschaft ist bis ins Jahr 1951 von den anfänglichen elf Mitarbeitern auf rund 100 gestiegen, was den positiven Trend bestätigt.

Konnten ganz zu Beginn umfangreichere Bestellungen von Kunden aufgrund der begrenzten Produktionskapazitäten oft noch nicht bearbeitet werden, bessert sich dies Anfang der 1950er Jahre. Es wird kräftig investiert: Neue, moderne Maschinen machen höhere Auftragsvolumina möglich. Wenn die Produktion zudem mehr Flächen zur Entfaltung hätte, könnte sogar noch mehr gemacht werden.

Im Frühjahr 1951 betont der Firmengründer die „Bedeutung unseres Unternehmens im Rendsburger Wirtschaftsraum“. Die kommunalen und Landesbehörden sehen es ähnlich und fördern die junge Firma; dies auch deshalb, weil Severin Ahlmann seine Produktion auf drängende, ganz aktuelle Probleme zugeschnitten hat. Die SAB fertigt Artikel, die für den Wiederaufbau benötigt werden.

Rohstoffsicherung – Der Erwerb des Kieswerks Mielberg

1950 sichert sich die SAB die künftige Versorgung mit dem sogenannten Zuschlag. Damit werden Gesteinskörnungen bezeichnet – von Sand bis Kies – die bei der Betonherstellung mit Wasser und Zement als Bindemittel zusammengeführt werden.

Severin Ahlmann erwirbt im Februar 1950 von der Firma Struve & Weyhe das Kieswerk in Mielberg, Gemeinde Jagel, in Schleswig. Der Kauf umfasst eine Werkstatt, ein Silo, verschiedene Maschinen, etwa Schrapper- und Siebanlagen, Förderbänder, Pumpen und Elektromotoren sowie eine Vielzahl an Kleingeräten. Und es gehören auch die Förderrechte dazu. Struve & Weyhe hatte 1943 einen Ausbeutungsvertrag für ein etwa drei Hektar großes Grundstück des Mielberger Bauern Johann Gerold abgeschlossen. Damit konnte die Firma aus dem dortigen Boden Steine, Kies und Sand gewinnen.

Alle bestehenden Lieferverpflichtungen übernimmt die SAB ebenso wie die Arbeitsverträge der bis dahin in der Kiesgrube Beschäftigten.

Unternehmerische Aktivitäten der Ahlmanns in der jungen Bundesrepublik

Die SAB ist für Severin Ahlmann in den 1950er Jahren aber „nur“ ein Baustein in einem Firmenkomplex, in dessen Zentrum die Carlshütte steht.

Nachdem Demontage- und Enteignungspläne der Carlshütte abgewendet sind, widmet sich Käte Ahlmann einer Fülle von neuen Aktivitäten. Hierbei entfaltet die mittlerweile fast sechzigjährige Unternehmerin einen enormen Elan. Ihre Söhne Severin und Hans-Julius sind mit Leidenschaft und Weitblick dabei.

Um einen Beitrag zur Linderung der weiterhin akuten Wohnungsnot zu leisten, gründet die Familie Anfang 1949 die „Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft A GmbH“. Neben der Carlshütte finanziert auch Severins SAB die neue Gesellschaft, die vor allem günstigen Wohnraum für die vielen Heimatvertriebenen schafft. Im September 1949 kann das Richtfest für den ersten Bauabschnitt einer Siedlung mit 36 Wohnungen gefeiert werden.

Die Investitionen in Schiffe erfolgt vor allem aus drei Gründen: Die Carlshütte liegt weit entfernt von ihren Rohstoffquellen, zum Teil auch von den Gebieten, in denen ihre Erzeugnisse verkauft werden. Großer Vorteil ist aber die Lage an der Obereider, mit Zugang zum Nord-Ostsee-Kanal. Außerdem hat sie eine Vergangenheit im Schiffsbau. Eine werkseigene Schiffswerft wurde 1847 an der Eider errichtet, und sie unterhält traditionell einige Schiffe, die dem Namen „Carlshütte“ mit fortlaufenden Nummern tragen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die deutsche Handelsflotte zerstört und soll von deutschen Unternehmen rasch wieder aufgebaut werden. Die Erstellung neuen Schiffsraums wird daher steuerlich gefördert.

Der Weg nach Übersee

Weitere Schritte im Transportwesen folgen. So wird im April 1951 mit der Translanta GmbH eine selbstständige Reederei gegründet. Sitz des Unternehmens ist Rendsburg.

Auch für die Translanta werden eigens neue Schiffe gebaut: die 1952 und 1953 in Dienst gestellten Hochseeschiffe COLONIA und CIANDRA.

Die Schiffe sind mit „besonders hübsch eingerichteten Passagierräumen“ ausgestattet. Aufsehen erregen die von Severin designten Salons mit verspiegeltem Fußboden und Kuhfellteppichen, die von Kühen vom Hof Ahlmann auf der Carlshütte stammen, die dort grasen, wo heute das „Rondo“ ist. Natürlich fehlen auch die Badewannen von der Hütte nicht – seinerzeit ein geradezu unerhörter Luxus auf Schiffen dieser Klasse.

Die COLONIA und CIANDRA fahren auf der Ahlmann-Transcaribbean-Line von den Großen Seen in Kanada in die Karibik: in der Nachkriegszeit die erste Route deutscher Schiffe zwischen ausländischen Häfen.

Severin Ahlmann ist in dieser Zeit sehr viel geschäftlich auf Reisen, vor allem in die USA und nach Kanada. In nur zwei Jahren wird er es auf mehr als 500 Flugstunden bringen. Es gilt, Anschluss an die internationalen Entwicklungen zu finden und den Namen „Ahlmann“ weltweit zu positionieren. Zum einen informiert er sich gemeinsam mit Führungskräften der Carlshütte eingehend über die neueren Entwicklungen auf dem Gebiet der Gießerei- und Emaillierindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau. Zum anderen sollen neue Absatzmärkte erschlossen werden, nachdem diejenigen in Osteuropa durch den Eisernen Vorhang verloren sind.

1951 beginnt Severin Ahlmann in Kanada in der Provinz Quebec in dem kleinen Ort Grand-Mère zusammen mit einem amerikanischen Partner mit dem Aufbau der Adanac Foundry Industries Ltd, der kanadischen Tochtergesellschaft der Carlshütte. Hans Schlothfeldt, langjähriger Gießereileiter der Carlshütte, übernimmt den operativen Aufbau des Werks vor Ort. Grand-Mère markiert den Beginn der Globalisierung der Ahlmann‘schen Unternehmungen, die auch für ACO eine Rolle spielen wird: Ein Paradigma wird etabliert, das eine Vorbereitung für das spätere „ACO worldwide“ ist.

Tod eines Hoffnungsträgers – Geburt eines Erben 1952

Auf der Rückfahrt von einer Inspektionsreise zur Bremer Lürssen-Werft erleidet Hans-Julius Ahlmann einen schweren Autounfall. Er verliert die Kontrolle über seinen Wagen und fährt gegen einen Brückenpfeiler. Im Krankenhaus kommt es durch zertrümmerte Röhrenknochen zu einer Lungenembolie. Am 8. Januar 1952 stirbt er, einen Monat vor seinem 33. Geburtstag. Die Familie ist fassungslos. Auf den ältesten Sohn von Käte Ahlmann hatten sich viele Hoffnungen gerichtet. Er war bereits als Nachfolger im Unternehmen Carlshütte etabliert.

Drei Monate später bringt seine Witwe Juliane am 14. April 1952 Hans-Julius‘ Sohn zur Welt. Der Sohn wird auf den Namen des Vaters getauft. Am 19. April, der seit jeher als Hüttentag gefeiert wird, begeht die Carlshütte ihr 125-jähriges Gründungsjubiläum. Severin Ahlmann soll nun als Nachfolger im Familienunternehmen eingesetzt werden. Daher bittet Käte Ahlmann ihre Schwiegertochter noch im Kindbett, alle Firmenanteile des Neugeborenen auf Severin zu übertragen. Juliane akzeptiert, und so geht Josef-Severin Ahlmann gestärkt in eine neue Schaffensphase.

Die weitere Entwicklung des Firmengeländes der SAB (ACO)

1952 erwirbt Severin Ahlmann ein Gelände von der Stadt Rendsburg, mit dem die SAB entscheidend expandiert.

Schon wenige Monate nach dem Start der SAB war deutlich geworden, dass das Unternehmen mehr Platz für die Fabrikation benötigt. Noch in der zweiten Jahreshälfte 1947 pachtet Severin Ahlmann deshalb Flächen des angrenzenden Holzhandelsunternehmens H.F. Timm hinzu. Es handelt sich hierbei nur um einen Unterpachtvertrag, denn Timm selbst hat das Gelände von der Besitzerin, der Stadt Rendsburg, gepachtet.

Die SAB erwirbt zunächst Grundstücke östlich von H.F. Timm auf einem sogenannten Ausdehnungsgelände. Die Gleise der Werksbahn Carlshütte durchschneiden dieses Areal am nördlichen Eiderufer. Jetzt umschließt das Gelände der SAB den Holzhandel Timm nahezu vollständig.

Im Frühjahr 1951 tritt Severin Ahlmann in Verhandlungen mit der Stadt Rendsburg, um das Timm-Areal zu kaufen – und zwar das gesamte, nicht nur den untergepachteten Teil. Im Anschreiben führt der Unternehmer die Erfolgsgeschichte und „große Initiative“ der SAB ins Feld. Er betont zudem die zukünftige Bedeutung des Unternehmens für die Stadt und den Rendsburger Wirtschaftsraum: Größere Umsätze, mehr Arbeitsplätze und höhere Steuerzahlungen können nur auf Grundlage der geplanten Expansion generiert werden.

Im März 1952 sind die Bemühungen von Erfolg gekrönt: Die Stadt verkauft Severin Ahlmann die insgesamt vier Flurstücke von zusammen gut 4,3 Hektar für 350.000 DM. Davon 80.000 DM für das eigentliche Grundstück und 260.000 DM für verschiedene Aufbauten, 10.000 DM kostet diverses Inventar. Zu den Bestandsbauten gehört auch die „Thormannhalle“.

Die ersten Ahlmann-Schwenkschaufler 1952/53

Der innerbetriebliche Transport sowohl auf der Carlshütte als auch bei der SAB soll rationalisiert werden. Severin Ahlmann unternimmt mit Führungskräften der Carlshütte wie dem Prokuristen Friedrich Sensen und dem Gießereileiter Hans Schlothfeldt Reisen in die USA, um sich mit der dortigen rationellen Organisation von Arbeitsvorgängen zu befassen. Das Team wird auf Gabelstapler und Schaufellader aufmerksam, von denen dann einige über den Importeur Stinnes erworben und ab März des Jahres 1952 eingesetzt werden.

Die Belegschaft ist anfangs skeptisch, nicht selten hört man, wenn der Stapler auf den für Fahrzeuge dieser Art wenig geeigneten Wegen stecken bleibt: „Smiet dat Ding in de Eider!“ Doch das ändert sich bald und es heißt: „Wo ist der Stapler?“ Es müssen zwei weitere Geräte angeschafft werden.

Die Idee kommt auf, Schaufellader auf der Carlshütte herzustellen. Ein Hintergrund für die Initiative ist, dass das erste taube Eisen aus den Kupolöfen als Gegengewicht verwertet werden kann. Es war Hans-Julius gewesen, der den Gedanken gehabt hatte.

Severin Ahlmann widmet sich nun verstärkt diesem Thema, zumal ihm in der SAB sein Prokurist Paul Meyer den Rücken freihält. Er betraut im Frühjahr 1952 den jungen kaufmännischen Angestellten Rolf Schönrock mit einer Marktuntersuchung, die vielversprechend ausfällt. Severin ruft eine Kernmannschaft für das Schaufler-Projekt zusammen. Sie besteht aus dem Schiffbau-Ingenieur Hans Boll, der sich bereits beim Bau der Ahlmann-Schiffe COLONIA und der CIANDRA bewährt hat, dem Maschinenbau-Konstrukteur Hoffmann, dem Fahrer des Schaufelladers auf der Carlshütte Reimers und schließlich Rolf Schönrock.

Im November 1952 reist das Team nach Schweden, um hier den All-Round Schaufellader der Firma LECAB zu begutachten. Dieser verfügt über eine nach beiden Seiten schwenkbare Schaufel. Auf Basis des LECAB-Schauflers sollen drei Prototypen eines eigenen Ahlmann-Schwenkschauflers bis zur nächsten Industriemesse 1953 in Hannover angefertigt werden. Ein ambitioniertes Ziel, das trotz einiger Rückschläge und interner Widerstände erreicht wird.

Die Messe verläuft aber nicht ohne Pannen: Bei der Vorführung für einen Schweizer Steinbruchbesitzer platzt ein Hydraulikschlauch. Schönrock lenkt schnell ab, wie er selbst berichtet, mit „Leckereien und geistigen Getränken“. Man kommt ins Geschäft. Es gelingt generell, das Interesse des Publikums zu gewinnen. Die erste kleine Serienanfertigung läuft an. Der Ahlmann-Schwenkschaufler beginnt seinen Siegeszug und wird ein Synonym für unternehmerisches Handeln, Risikobereitschaft, Wille zur Diversifikation und Organisationsgeschick.

AHLMOPLAST – die Anfänge der Kunststoffproduktion

Unternehmerische Kreativität zeigt sich auch beim Ausgriff auf ein gänzlich neues Material, wie seinerzeit schon geschehen, als die Carlshütte mit der Betonfertigung begonnen hatte. 1953 gründen Käte und Severin Ahlmann in Delmenhorst zusammen mit Hans Günter Möller die AHLMOPLAST GmbH & Co. KG, mit dem die Kunststoffproduktion im ACO-Carlshütten-Kosmos beginnt. Am Anfang steht die Idee, anstatt Gusseisen für die Herstellung von Badewannen glasfaserverstärkten Polyester einzusetzen. Die Nachfrage am Markt speziell für Badewannen ist aber noch gering, so wird mit dem Werkstoff eine Reihe anderer Produkte hergestellt. Das sind Glasfasermatten und Glasfasergewebe, die auf der Industriemesse in Hannover 1954 vorgestellt werden und Anerkennung finden.

Weitere Kunststoff-Produkte aus Rendsburg sind Unterwassermassagebehälter und moderne Stühle im zeittypischen Stil, die an das Design von Charles und Ray Eames erinnern. Leicht, bequem und formschön präsentieren sich die Sitzschalen in vielen Farbvarianten.

Ein Großauftrag kommt vom Mineralölkonzern Shell: 1956 wird die ikonische Shell-Muschel aus AHLMOPLAST vorgestellt. Die Werbeleuchte besteht aus zwei AHLMOPLAST-Schalen, die von innen beleuchtet sind. Nach und nach sollen alle großen Shell-Tankstellen mit AHLMOPLAST Muscheln ausgestattet werden.

AHLMOWELL aus Andernach

Auch in Andernach wird die Kunststoffproduktion aufgenommen. Das Unternehmen produziert Platten, die unter dem Markennamen AHLMOWELL, später ACOWELL, angeboten werden. Soweit bekannt, taucht hier erstmals das spätere Unternehmenskürzel ACO in Form eines Markennamens auf.

Auf der Berliner Industriemesse im September 1956 werden die in Andernach produzierten AHLMOWELL-Polyester-Wellplatten erstmals vorgestellt. Sie können nach einem selbstentwickelten Fertigungsverfahren in vielen Farben transparent und undurchsichtig hergestellt werden. Sie sind vielfältig einsetzbar und dienen etwa als Terrassenüberdachung, Windschutzwand oder als Parkhalle. Beispielsweise sind sie im Rendsburger Freibad zu finden: Ein Lichtband aus gelbem AHLMOWELL ziert das Freibad.

Die Anfänge der Betonfensterproduktion

Im März 1954 schließt die SAB einen Lizenzvertrag zur Fertigung von Betonrahmenfenstern mit der Firma Hans Bördlein, einer Betonwarenfabrik im unterfränkischen Reith. Die Fenster sind für den Hochbau, vorwiegend zum Einsatz in landwirtschaftlichen Gebäuden bestimmt. Parallel dazu wird in Rendsburg eine eigene Betonfensterkonstruktion für den Industrie- und Landwirtschaftsbau sowie für Keller im Wohnungsbau entwickelt. Im Verlauf des Jahres 1956 beginnt die SAB Büdelsdorf Fenster nach eigenem Muster zu produzieren. Die Lizenz ist bald nicht mehr erforderlich.

Die Entscheidung, in den Fensterbau einzusteigen, erweist sich als wegweisend. Die Produktion von Betonfenstern wird über mehr als 30 Jahre zum „Brot- und Butter-Geschäft“ des Unternehmens. Die Absatzmengen sind hoch, die Margen ebenfalls.

Es war der weitblickende erste SAB-Geschäftsführer Paul Meyer, der sich für dieses neue Geschäftsfeld stark gemacht hat. Jahre später schreibt Severin Ahlmann ihm dankbar: „Mich beschäftigt häufig der wirklich großartige Entschluss vor Jahren, die Betonfenster in das Fabrikationsprogramm aufzunehmen. Sie haben mit dem damaligen Vorschlag SAB einen Entwicklungssprung ermöglicht, der uns bei der etwas labilen Gußwaschanlagenabhängigkeitssituation zur CH von besonderer Bedeutung ist.“

Der Betonfensterbau eröffnet eine Kontinuitätslinie, die mit dem Fenstersegment aus Kunststoff bis heute bei ACO lebendig ist.

Das Produktportfolio der SAB (ACO) in den 1950er Jahren

Mitte der 1950er Jahre umfasst das Portfolio der SAB drei wesentliche Produktsegmente: Die reinen Betonerzeugnisse, die Sanitärartikel aus Kunststein sowie die Betonrahmenfenster. Auf den Start Ende 1946 mit Dachsteinen, Futtertrögen und einfachen Betonplatten folgte rasch die Fertigung von Schwerbeton-Röhren für den Tiefbau. Auch jetzt machen sie unter den Betonwaren der SAB noch den Hauptteil der Produktion aus. Es werden massive Rohre von filigranen 100 Millimetern bis zu wuchtigen 1.000 Millimetern Durchmesser als Formteile gegossen. Zum Einsatz kommen sie hauptsächlich im Kanalisationsbau, für einfache Wasserführungen und Hausanschlüsse, bis hin zur Schachtanlage. Hierfür sind sogar Schachtringe von bis zu zwei Metern Durchmesser im Programm. Im Straßenbau werden aus Beton gegossene Straßenabläufe, Bordsteinschwellen und Gehwegplatten eingesetzt. 1954 stehen hier die Zeichen auf Produktionsausweitung. Es wird in eine automatische Hochleistungspresse für Bürgersteig- und Fußbodenplatten investiert.

Für den Hochbau stellt SAB Fertigteile aus Stahlbeton und Kunststein her. Dazu gehören Treppenanlagen – als Einzelstufen oder Komplettsystem – Umrahmungen für Türen und Fenster zur Montage in der Fassade, außerdem Fensterbänke. Diese Artikel kommen vorwiegend im sozialen Wohnungsbau zum Einsatz. Beispielsweise werden Wohnungsgroßbauten in Kiel-Wellingdorf mit montagefertigen Hochbauerzeugnissen ausgestattet.

Neben der Serie bedient die SAB auch Sonderanforderungen der Bauwirtschaft. Für den Brückenbau sind das etwa Abdeckplatten aus Stahlbeton und Gleisbohlen. Der Bau von Fernheizleitungen erfordert Fertigteilkanäle. Für solche Projekte erarbeiten die SAB-Ingenieure jeweils maßgeschneiderte Lösungen.

Kunststein ist etwa Marmorkorn. Er unterscheidet sich vom Schwerbeton in Güte und Körnung der Kiesmischung und der Zuschlagstoffe. In Schliff und Politur der formgegossenen Teile sind herausragende Optik und Oberflächeneigenschaften zu erreichen. Produziert werden in erster Linie Sanitärobjekte, etwa Großwaschanlagen, als Rundwaschanlagen oder Rinnenausführung. Außerdem Spülausgüsse, Spül- und Waschbottiche sowie Fuss- und Brausewannen. Spezialitäten sind Arbeitstischplatten für den Eisverkauf.

Die Pendants zu den SAB-Sanitärartikeln aus Marmorkorn stellen Carlshütte sowie Ahlmann & Co. Andernach mit emailliertem Gusseisen her. Das Produktportfolio der Carlshütte und Ahlmann & Co. Andernach geht darüber hinaus. In der Summe bieten die drei Firmen der Ahlmanns eine diversifizierte Palette an Produkten für Sanitär und Haushalt. In den 1950er Jahren sind diese am gleichartig verwendeten Namenszug als Markenprodukt zu erkennen. Die Produkte werden auch in einem gemeinsamen Katalog präsentiert.

Familiäre Veränderungen

Die Hannover-Messe 1955 hat nicht nur für den Erfolg der Schwenkschaufler, sondern auch für die weitere Entwicklung der Ahlmann‘schen Unternehmungen entscheidende Bedeutung. Die Dame, die die Schwenkschaufler vom oberen Geschoss des Messepavillons aus mit ihrer angenehmen Stimme dirigiert, heißt Maria Jänicke. Sie ist die Tochter eines Verlegers. Josef-Severin Ahlmann verliebt sich in die attraktive und polyglotte Frau. Sie wird seine neue Partnerin. Im provinziellen Büdelsdorf erregt die Erscheinung bald einiges Aufsehen.

Nur wenige Wochen nach dieser Begegnung – im Juni 1955 – führt Severin Ahlmann ein Gespräch mit seiner Mutter Käte über die Zukunft der Carlshütte. Er wählt seine Worte wohl nicht besonders geschickt, denn Käte versteht es so, als ob ihr Sohn sie aus der Leitung des Unternehmens drängen will. Sie vermutet, dass die Initiative dazu nicht von ihm, sondern von seiner neuen Frau ausgeht. Ihr Verhältnis zu Maria ist ohnehin nicht das beste.

Es kommt zum Streit, der im Februar 1956 eskaliert. Käte Ahlmann lässt die ihrem Sohn erteilte Generalvollmacht für die Carlshütte für ungültig erklären. Eine Zusammenarbeit scheint nicht mehr möglich. Im Herbst unterbreitet Käte ihrem Sohn den Vorschlag einer Trennung: Severin soll im Tausch gegen seine Anteile an der Carlshütte die Tochterfirma in Andernach erhalten. Als prospektiver Haupterbe der Carlshütte ist nun Serverins Neffe, der vierjährige Hans-Julius, vorgesehen. Die SAB (ACO) bleibt von dieser Regelung unberührt, also weiterhin im Besitz von Severin Ahlmann. Severin stimmt der Trennung schweren Herzens zu.

ACO ab 1950 – nächste Schritte im ACO-Wiki

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die ACO-Geschichte endet selbstverständlich nicht im Jahr 1949, sie bleibt spannend bis in die Gegenwart. Das ACO-Geschichtswiki wird in den kommenden Monaten Schritt für Schritt erweitert um mehr Geschichte und Geschichten von und über ACO.

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