"Treu und wahr" - Familie Ahlmann

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„Treu und wahr“ ist das Motto der weitverzweigten Familie Ahlmann. Sie gehört zu den großen bürgerlichen Familien Schleswig-Holsteins und Dänemarks, deren Geschichte sich bis an den Beginn der frühen Neuzeit zurückverfolgen lässt. Ihr Aufstieg vollzieht sich parallel zu Entwicklungen, welche unsere gegenwärtige moderne Zeitepoche miteinleiten: Aufschwung von Marktwirtschaft und Welthandel sowie Industrialisierung. An diesen Prozessen hat die Familie Anteil.

Die Sønderborger Stammväter

Kapitäne und Kaufleute

Die ältesten Ahlmanns stammen der Überlieferung nach aus Westfalen oder aus dem Harz, von wo aus sie wohl um 1500 in das dänische Sønderborg kommen. Ein Michael Ahlmann ist vor 1590 der erste Vertreter der Familie, der namentlich erwähnt wird und damit aus dem Dunkel der Geschichte tritt. Deutlicher werden die Konturen bei seinen Nachfahren. Sein Enkel Jacob Iversen Ahlmann (1616-1677) ist bereits zweiter Bürgermeister seiner Heimatstadt Sønderborg.

Die Familie ist rasch zu Ansehen und Status gekommen, sie ist in der Seefahrt und im Handel tätig. Als das Schiff Michael Ahlmanns (1649-1734), des Sohnes von Jacob Iversen, während einer Fahrt ins Mittelmeer von nordafrikanischen Seeräubern gekapert wird, kauft ihn das Sonderburger Schiffergelag, ein Zusammenschluss von Seefahrern, welcher der gegenseitigen Absicherung dient, wieder frei.

Obwohl vielen Ahlmanns das Kaufmännische im Blut zu liegen scheint, weitet sich das Feld ihrer beruflichen Tätigkeiten in der Folge weiter aus: Neben Kapitänen und Kaufleuten finden sich auch Lehrer, Offiziere, Pastoren und Gutsherren. Aus der Ehe von Michael Sohn Hans Michelsen Ahlmann (1692-1768), Schiffer und Bürgermeister in Sønderborg, mit der Pastorentochter Cecilie Steenlos gehen vier Söhne hervor. Drei von ihnen werden zu Stammvätern von bis heute existierenden Linien der Familie. Auf Michael (1738-1820) geht die dänische Linie der Ahlmanns zurück, wohingegen Hans (1743-1818) die Linie Guderup begründet.

Der jüngste Sohn, Otto Friedrich (1748-1832), ist wie viele seiner Vorfahren zunächst als Kapitän tätig, ehe er sich in Norburg auf der Insel Alsen als Kaufmann niederlässt. Von ihm stammt die Gravensteiner Linie und damit die bis heute in Büdelsdorf ansässige Unternehmerfamilie Ahlmann ab.


Otto Friedrich – Stammvater der Gravensteiner Ahlmanns

Es gibt zwei Otto Friedrich Ahlmanns.
Der hier portraitierte Jüngere (1786-1866), lässt sich im ersten Jahrzehnt des
19. Jahrhunderts in Gravenstein nieder und setzt die von seinem Vater begonnene Fokussierung auf das Handelsgeschäft fort.

Otto Friedrichs jüngerer Sohn Jürgen (1789-1873) wird Kaufmann in Apenrade und steigt dort zum Ratsherrn auf.

Der ältere Sohn, der wie der Vater Otto Friedrich heißt (1786-1866), tritt nach dem Besuch der Schule zunächst in das Geschäft seines Vaters ein, ehe er zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Gravenstein übersiedelt und dort nach einigen Jahren das Handelsgeschäft des Nicolay Henningsen übernimmt. Als einziger Kaufmann in dem kleinen Residenzort baut er seine Unternehmungen mit Energie, Geschick und Tatendrang aus, erwirbt Brauerei- und Brennrechte sowie umfangreiche Ländereien. Er handelt mit Waren aller Art, insbesondere mit Holz und beteiligt sich an Schiffen und am Überseehandel. Aus seiner Ehe mit Marie Magdalene Lorenzen gehen drei Töchter und sieben Söhne hervor, denen er eine gute Ausbildung zukommen lässt.

Seine Unternehmungen geraten in eine Krise, als er sich im Zuge der Auseinandersetzungen um die Zugehörigkeit des national gespaltenen Herzogtums Schleswig auf die Seite des Herzogs Christian August stellt, der ein von Dänemark unabhängiges Herzogtum anstrebt. Otto Friedrich verliert seine Großhandelskonzession und kann seine Geschäfte nach 1850 nur noch in kleinerem Rahmen weiter führen.

Seinem jüngsten Sohn Hans Ahlmann (1820-1896), der die Geschäfte des Vaters übernimmt, fehlt es an kaufmännischem Geschick, 1882 muss er Konkurs anmelden. Doch die anderen Söhne sind erfolgreich. Der Älteste, wiederum Otto Friedrich genannt, übernimmt bereits mit 22 Jahren ein großes Gut in Ussinggaard. Als er 1873 stirbt, bestimmt er einen Teil seines Vermögens zur Errichtung u.a. der„Otto Ahlmann´schen Familienstiftung“, die der Unterstützung verarmter und der Ausbildung jüngerer Familienmitglieder dient. Der zweitjüngste, Wilhelm, wird Bankier in Kiel, der dritte Sohn, Thomas Jörgen, Kaufmann in Fredericia.




Die Kieler Linie

Wilhelm Ahlmann (1817-1910) – Politiker, Bankier und Verleger

Der Kieler Bankier und Verleger Wilhelm Ahlmann (1817-1910). Eine Kopie seines Portraits von Hans Olde schmückt bis heute den Kieler Ratssaal, das Original befindet sich in Familienbesitz.
Die 1-Schilling-Marke war die erste Briefmarke Schleswig-Holsteins. Ihre Einführung geht auf die Initiative von Wilhelm Ahlmann zurück.

Otto Friedrichs Sohn Wilhelm Ahlmann wird angesichts der schleswig-holsteinischen Frage zunächst politisch aktiv. Nach dem Studium der Nationalökonomie, Promotion und Habilitation wird der überzeugte Liberale, der seit 1847 als Privatdozent an der Kieler Universität tätig ist, im Revolutionsjahr 1848 zusammen mit dem Historiker Johann Gustav Droysen Sekretär der Provisorischen Schleswig-Holsteinischen Regierung in Kiel.

Als Abteilungschef im Department des Innern untersteht ihm das Postwesen: In dieser Funktion führt er 1850 die Briefmarke ein, seinerzeit eine hochmoderne Innovation, die sich in Deutschland bis dahin nur zögerlich durchzusetzen vermag.

Noch 1848 wird Wilhelm außerdem Beobachter im Paulskirchen-Parlament und Abgeordneter der Landesversammlung. Obwohl die Erhebung letztlich scheitert und Wilhelm seine Ämter aufgeben muss, schadet sein vorübergehendes politisches Engagement dem späteren Erfolg seiner Unternehmungen nicht.

1852 gründet der enttäuschte Revolutionär sein eigenes Bankhaus, das erste in Kiel und das zweite in Schleswig-Holstein: Die Ahlmannbank. Zunächst auf Geldwechselgeschäfte spezialisiert, erschließt sich die Bank nach der Gründung des Deutschen Reichs und der Einführung einer reichseinheitlichen Währung das Wertpapiergeschäft und die Hypothekenvermittlung. Sie fungiert von 1873 bis 1917 als faktische Landesbank der nunmehrigen preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

Noch 1848 wird Wilhelm außerdem Beobachter im Paulskirchen-Parlament und Abgeordneter der Landesversammlung. Obwohl die Erhebung letztlich scheitert und Wilhelm seine Ämter aufgeben muss, schadet sein vorübergehendes politisches Engagement dem späteren Erfolg seiner Unternehmungen nicht.

1852 gründet der enttäuschte Revolutionär sein eigenes Bankhaus, das erste in Kiel und das zweite in Schleswig-Holstein: Die Ahlmannbank. Zunächst auf Geldwechselgeschäfte spezialisiert, erschließt sich die Bank nach der Gründung des Deutschen Reichs und der Einführung einer reichseinheitlichen Währung das Wertpapiergeschäft und die Hypothekenvermittlung. Sie fungiert von 1873 bis 1917 als faktische Landesbank der nunmehrigen preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

1864 hatte Wilhelm Ahlmann die Kieler Zeitung gegründet. Neben seiner Bankierstätigkeit ist er zudem Stadtverordneter in Kiel und Abgeordneter des Preußischen Landtags. 1894 scheidet er zugunsten seines Sohnes Ludwig aus dem Bankgeschäft aus. 1895 gründet er die noch heute bestehende Familienstiftung „Dr. Wilhelm Ahlmann“. Er stirbt 1910 im hohen Alter von 93 Jahren.









Ludwig Ahlmann (1859-1942)

Der promovierte Jurist Ludwig führt das Bankgeschäft seines Vaters ab 1894 nach einigem Zögern über seine berufliche Zukunft fort. Von der von seinem Vater gegründeten Kieler Zeitung trennt er sich nach der Revolution 1918/19. Auch sein politisches Engagement fährt er nach der Revolution zurück, so gibt er etwa sein Amt als Stadtverordnetenvorsteher, welches er seit 1900 inne hat, auf, bleibt jedoch Mitglied des Provinziallandtags. Er denkt national und schließt sich in der neuen Republik der Deutschnationalen Volkspartei an. Für das Bankhaus errichtet Ludwig Ahlmann zwischen 1925 und 1927 den noch heute bestehenden repräsentativen Neubau am Kleinen Kiel. Er engagiert sich zeitlebens für die Erforschung der Geschichte seiner Vaterstadt. Hier tritt er auch mit eigenen Publikationen hervor. Darüber hinaus ist er lange Jahre Vorstand der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte und Vorsitzender der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Wie bereits sein Vater fördert er die Historische Landeshalle.

Wilhelm Ahlmann (1895-1944) – Privatgelehrter und Widerstandskämpfer

Ludwig Ahlmanns einziger Sohn (1895-1944) wird nach dem Großvater Wilhelm getauft. Sein Leben ist ebenso bemerkenswert wie tragisch. Nach dem Abitur geht er 1913 für eine Bankausbildung nach England. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrt er zurück, meldet sich kriegsfreiwillig und wird Pfingsten 1915 an der Ostfront schwer verwundet. Noch nicht wieder felddiensttauglich erblindet er nach einem Unfall mit einer Waffe im Januar 1916. Der vorgezeichnete Lebensweg als Nachfolger seines Vaters ist ihm damit versperrt. Noch während des Krieges beginnt er ein Studium – alle Texte müssen ihm vorgelesen werden, alle schriftlichen Äußerungen muss er diktieren. Bereits 1918 promoviert er zum Dr. jur., wenige Jahre später zum Dr. phil.

Sein Vater Ludwig macht ihn 1922 zum Teilhaber des Bankhauses, in dessen Leitung Wilhelm aber nicht unmittelbar eintritt. Mitte der 1920er Jahre zieht er nach Leipzig und baut sich eine Existenz als Privatgelehrter inmitten eines ständig wachsenden Kreises illustrer Persönlichkeiten auf. Seine breit gestreuten Interessen liegen vor allem in den Bereichen Politik, Philosophie und Literatur. Einen Schwerpunkt bildetet dabei die Leipziger Schule der Sozialwissenschaften um den konservativen Kulturphilosophen Hans Freyer.

Im April 1933 tritt Ahlmann eine Stelle als Hilfsreferent im Preußischen Kultusministerium an. Hier wirkt er an Besetzungsverfahren für juristische Lehrstühle mit. Ahlmanns Vorstellung, die nationalsozialistische Bewegung im Sinne der konservativen Rechtshegelianer in geordnete Bahnen zu lenken, lässt sich jedoch nicht realisieren. Bereits im September 1933 gibt er seine Stelle wieder auf und zieht sich ins Privatleben zurück.

Ahlmanns weitgespanntes Netzwerk umfasst in diesen Jahren eine Reihe von nationalkonservativ gesinnten Männern, die die neuen Machthaber anfangs begrüßen, ihnen mit den Jahren aber mehr und mehr distanziert gegenüberstehen. Hierzu gehören etwa der Staatsrechtler Carl Schmitt, der Kanonist Hans Barion, der Nationalökonom Jens Peter Jessen oder der preußische Finanzminister Johannes Popitz. Auch dem Verleger Peter Suhrkamp und dem Dichter Hermann Kasack ist Ahlmann freundschaftlich verbunden.

Wilhelm Ahlmann ist in konservative Widerstandsaktivitäten eingeweiht. Claus Schenk Graf von Stauffenberg besuchte ihn mehrmals und diskutierte mit ihm über eine Staatsordnung nach Hitler. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli taucht Wilhelm unter. Um seiner Verhaftung zu entgehen und die Familie nicht zu gefährden, begeht er am 7. September 1944 Selbstmord.

Die Kieler Linie wird durch Wilhelms Ahlmanns einzige Schwester Gabriele Eltze und deren Nachkommen fortgeführt, die zunächst auch die Leitung des Bankhauses übernehmen. Die Ahlmannbank bleibt bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eine der größeren deutschen Privatbanken. Im Zuge des beginnenden Konzentrationsprozesses im Bankenwesen geht sie 1967 in der Deutschen Bank auf. Erst 1974 wird der ursprüngliche Name aufgegeben. Der repräsentative Bau in unmittelbarer Nachbarschaft zu Rathaus und Theater ist eine Filiale der Deutschen Bank. Das Gebäude gegenüber befindet sich bis heute im Besitz der Wilhelm Ahlmann Stiftung. Der Stiftung steht mit Cay Ahlmann Nachfahren von Wilhelm Ahlmann vor.

Die Rendsburger Linie

Thomas Jörgen Ahlmann, Kaufmann in Fredericia

Thomas Jörgen Ahlmann (1814-1892), der drittgeborene Sohn von Otto Friedrich macht sich als Kaufmann selbständig und lässt sich in der dänischen Stadt Fredericia nieder. Dort gründet er neben seinen Handelsgeschäften mit Waren und Getreide 1842 eine Brennerei und Brauerei unter dem Namen „Ahlmann & Co.“ 1842 heiratet er Marie Hundewadt, mit der er sechs Kinder haben wird.

1840 geht Thomas Ahlmann eine geschäftliche Beziehung mit Marcus Hartwig Holler, den Inhaber der Holler´schen Carlshütte zu Rendsburg ein. Er richtet erst in Horsens in Jütland, dann im Folgejahr in Fredericia ein Kommissionslager für die Waren der Carlshütte ein und übernimmt den Vertrieb der Carlshütter Waren für Dänemark und Skandinavien.

1844 gründen die beiden Unternehmer schließlich sogar eine Heringsfischerei mit Verarbeitung zu Salzhering an Land. Hauptabsatzgebiet sollen die dänischen Kolonien in der Karibik sein. Das Projekt scheitert wegen fehlender Nachfrage.

Dreimal geraten die Unternehmungen von Thomas Ahlmann in der Festungsstadt Fredericia in die kriegerischen Ereignisse zwischen Deutschen und Dänen: 1848, 1849 und 1864. Der Schornstein der Brennerei diente der deutschen Artillerie als Orientierung. Die Familie muss wiederholt aus der Stadt fliehen. 1849 brennen die Firmengebäude und das private Wohnhaus fast vollständig nieder. Doch Thomas beginnt sofort nach seiner Rückkehr mit dem Wiederaufbau. Das Schicksal wiederholt sich 1864 in veränderter Form, als mehrere Granaten in die Ahlmann´schen Gebäude einschlagen und schwere Schäden anrichten. Auch diesmal zögert Thomas Ahlmann nicht mit dem Wiederaufbau, bereits nach wenigen Monaten kann der Betrieb wieder aufgenommen werden.

Johannes – der erste Ahlmann auf der Carlshütte

Der 71-jährige Johannes Ahlmann, hier auf einem Ölgemälde von 1922. Nach seinem Rückzug aus der Geschäftsleitung der Carlshütte widmete er sich bevorzugt historischen und familiengeschichtlichen Studien.

Johannes Ahlmann (1851-1939), Thomas zweitältester Sohn, besucht die Gelehrtenschule in in Fredericia , die er als 15jähriger verlässt, um eine Lehre in Koldig zu absolvieren. Nach Tätigkeit in einer Importfirma in Hamburg tritt er 1873 in die von seinem Onkel Hans betriebene Firma in Gravenstein ein, kehrt jedoch 1877 nach Fredericia zurück, um gemeinsam mit seinem Schwager Dethlef Ohlsen das Geschäft des Vaters zu übernehmen, das dann ab 1878 als „Ohlsen & Ahlmann“ firmiert.

Im selben Jahr heiratet er Wilhelmine Olde (1855-1947), die Tochter eines Hamburger Pferdehändlers, der auch den englischen Hof beliefert. Aus ihrer Familie stammt der bekannte Maler Hans Olde (1855-1917).

Im Folgejahr verlegen die beiden Kaufleute das Kommissionslager der Carlshütte nach Kopenhagen. Johannes kümmert sich nun vor allem um diesen Geschäftszweig. Die junge Familie zieht nach Kopenhagen, 1880 wird der Sohn Julius dort geboren. Johannes wickelt den Konkurs seines Onkels Hans Ahlmann 1882 in Gravenstein ab. Er erweist sich als außerordentlich fähiger Kaufmann.

Hartwig Peter Holler, der Sohn des Carlshütten-Gründers, macht ihm das Angebot, zum 1. Januar 1883 als kaufmännischer Direktor die Geschäftsleitung der Carlshütte zu übernehmen. Johannes Ahlmanns´ Familie verlegt ihren Wohnsitz vom dänischen Kopenhagen ins preußisch-deutsche Büdelsdorf. Fünf Jahre später, als ihn sein Onkel Wilhelm zum Teilhaber des Kieler Bankhauses machen will, scheint es kurzzeitig so, als sei die Leitung der Carlshütte nur ein kurzfristiges Intermezzo gewesen. Doch der Meinungsumschwung seines Cousins Ludwig, der nun doch dem Vater in der Leitung der Bank nachfolgt, führt dazu, dass Johannes Ahlmann in Büdelsdorf bleibt.

Im Alter von 68 Jahren tritt Johannes Ahlmann 1919 als Direktor der Carlshütte in den Ruhestand – sein Sohn Julius folgt ihm in dieser Position nach. Mit seiner Frau Wilhelmine zieht er 1926 in das von Rudolph Meyn errichtete, prächtige Direktorenhaus an der Vorwerksallee, welches noch heute steht. Julius` früher Tod führt ihn im hohen Alter noch einmal in den Dienst für die Carlshütte zurück, er steht insbesondere seiner Schwiegertochter Käte beratend zur Seite.

Julius Ahlmann (1880-1931) – ein Weltmann auf der Carlshütte

Julius Ahlmann: Das Portrait zeigt den Endzwanziger zum Zeitpunkt der Ernennung zum Prokuristen der von seinem Vater geleiteten Carlshütte.

Der in Kopenhagen geborene Julius wächst gemeinsam mit seinem sechzehn Monate älteren Bruder Otto, in Büdelsdorf auf. Die Jugend ist unbeschwert, die Jungen segeln viel, die schulischen Leistungen sind – sehr zum Ärger des Vaters – teilweise unbefriedigend, beide müssen je zwei Klassen wiederholen. Auf das Gymnasium folgt eine vierjährige kaufmännische Ausbildung in Heide, welche die Brüder – die sehr aneinander hängen – überwiegend gemeinsam absolvieren. Die Arbeit ist körperlich mitunter sehr anstrengend, aber Johannes Ahlmann vertritt die Auffassung, dass seine Söhne den Beruf von der Pike auf lernen sollen.

1902 absolviert Julius seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in Koblenz. Hier lernt er Carl Wuppermann kennen, den späteren Schwager und lebenslangen Freund. Es folgen ein Volontariat in einem Keramikwerk in England und mehrmonatige Sprachstudien in Frankreich und Spanien. 1906 geht er für ein Jahr in die USA, wo er in New York im Versandhaus Georg Borgfeldt & Co sowie in Chicago bei Buttler Brothers tätig wird, um seine Ausbildung zu vervollkommnen.

Im Juni 1907 tritt Julius Ahlmann neben seinem Vater in die Carlshütte ein. Bereits zwei Jahre später erhält er Prokura. Zu seinen Aufgaben gehört es, neue Geschäftsbeziehungen in Deutschland, Süd- und Westeuropa und den Balkanländern zu knüpfen.

In Berlin trifft er im Herbst 1913 die Schwägerin seines Freundes Carl Wuppermann wieder: Käte Braun. Bereits zwei Wochen später findet die offizielle Verlobung statt. Auf die Eheschließung im Mai 1914 folgen einige unbeschwerte Wochen, dann zieht der Reserveoffizier in den Krieg. Julius Ahlmann wird zunächst an der Westfront und ab 1916 als Lehrer an der Militärschule in Jüterbog eingesetzt. Kurz nach seiner Rückkehr folgt er im Januar 1919 seinem Vater in der Leitung der Carlshütte nach.

Hier erbringt Julius in den 12 Jahren seines Wirkens als Direktor in den schwierigen Jahren der Zwischenkriegszeit erstaunliche Modernisierungsleistungen. Er formt die Hütte zu einem modernen Industrieunternehmen. Neue Fertigungsmethoden werden eingeführt, die Auslandsbeziehungen intensiviert. Als 1922 ein Großfeuer weite Teile des Werks vernichtet, gelingt ihm in kürzester Zeit der Wiederaufbau. Ab 1925 ist er – nach dem Ausscheiden Rudolph Meyns – alleiniger Direktor.

Nach einer geschäftlichen Englandreise wird im Frühjahr 1931 bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert, der sich als nicht kurierbar erweist. Er stirbt am 3. September 1931 auf dem Familiensitz in Gravenstein. Seine Witwe Käte führt, zunächst mit Unterstützung des greisen Vaters Johannes, sein Werk in der Carlshütte fort.

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