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Internationalisierung und Diversifikation mit Hans-Julius Ahlmann (1981-1989)

Luftaufnahme des ACO-Werksgeländes in Büdelsdorf, 4. März 1987.

Abermals ereignet sich für ACO am Beginn eines Jahrzehnts eine Weichenstellung: Hans-Julius Ahlmann, der Neffe des Firmengründers Severin Ahlmann, tritt zum 1. Mai 1981 in das Unternehmen ein. Damit übernimmt die nächste Generation der Familie Ahlmann Verantwortung bei ACO. Die Entscheidung des selbst kinderlosen Severin Ahlmann, ist ebenso pragmatisch wie strategisch. Er überträgt seinem Neffen in den kommenden Jahrzehnten sukzessive die Mehrheit der Firmenanteile und schafft damit die Voraussetzungen für Kontinuität und strategische Weiterentwicklung des Unternehmens in Familienhand.

Im Laufe der 1970er Jahre hat ACO erfolgreich begonnen, sich international aufzustellen. Soll der Griff nach außerdeutschem Marktpotenzial nicht verpuffen, muss der Weg der Expansion weiter beschritten werden. Die Gefahr ist angesichts zunehmender Konkurrenzen im Polymerbetongeschäft, insbesondere im Entwässerungssegment, real. ACOs Erfolge sind Anreiz und Blaupause für Wettbewerber in den Ländern – beispielsweise in der Schweiz und in Großbritannien. Nicht nur für das Präsentbleiben, sondern für gezielte weitere Expansion in Europa und der Welt steht die neue Generation mit Hans-Julius Ahlmann.

Es sind Jahre, in denen sich ACO zum Konzern entwickelt: Die Zahl der Tochtergesellschaften wächst in den 1980ern an. Das Portfolio diversifiziert sich – 1982 etwa sind ca. 750 Einzelartikel in den Produktgruppen lieferbar, es werden sogenannte Kernsortimente gebildet. Die spätere Bildung von Konzernsparten deutet sich bereits vage an. Für die Richtung ist er verantwortlich, zur Seite stehen Hans-Julius Ahlmann allerdings kompetente Geschäftsführer, wie sie Severin Ahlmann in Paul Meyer, Rolf Schönrock und Ernst Vollstedt eben auch hatte. Ab dem 1. Juni 1982 löst Rolf Bersch Letzteren für sechseinhalb Jahre ab, ab 1. Januar 1989 übernimmt Hubert Schnell die Geschäftsführung. Gerade Schnell wird bis in die 2000er Jahre Ahlmanns wichtigster Partner in Sachen Internationalisierung und Diversifizierung.

„ACO World Wide“ wird in den Achtzigern intensiviert. ACO stellt sich breiter auf. Ab 1983 werden in Frankreich, ab 1984 in England langjährige Partnerschaften bei Vertrieb und Fertigung gelöst und eigenständige Tochtergesellschaften gegründet. Andernorts kommt es zu neuen Vertriebskooperationen: in Norwegen (1982), Finnland (1986) und Portugal (1989). Unter Eigenfirmierung ist ACO zuletzt auch in Spanien (1988) und Italien (1989) präsent. Vor Ende des Jahrzehnts sind die Auslandsgeschäfte von ACO erstmals unter einem Firmenmantel, der Severin Ahlmann Holding mit Sitz in Rendsburg zusammengefasst. Intern wird seit etwa 1988 von der „ACO Gruppe“ gesprochen.

Bei aller Internationalisierung bleibt das Inland im Blick. ACO Reith startet beispielsweise mit einer 50-prozentigen Kapazitätsaufstockung durch einen Hallenneubau 1979-’80 in das Jahrzehnt. 1985 feiert der Standort 25-jähriges Bestehen als Teil von ACO. Am Ende der 1980er steht die Übernahme der Duroton Polyester Quarz GmbH in Frechen zum 1. Oktober 1989 an. Es handelt sich um die erste Akquisition in Deutschland seit dem Erwerb des Werks in Reith dreißig Jahre zuvor. Hier deutet sich bereits die neue Unternehmensstrategie an, die ab den 1990er Jahren konsequent ausgebaut wird: Wachstum durch Akquisition.



Wachstum nach der "Wende" und die Expansion in den Osten (1990-1999)

Hans-Julius Ahlmann und ACO-Geschäftsführer Hubert Schnell bei der Grundsteinlegung für das neue Werk in Gerichshain.

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989, öffnet für ACO nicht nur in Ostdeutschland neue Märkte, sondern auch in Osteuropa und Asien. Im Zentrum der Unternehmensstrategie steht nun neben dem Ausbau des Vertriebs- und Produktionsnetzwerks besonders die Erweiterung der Produktpalette. In der Folge wächst die ACO-Gruppe um ein Vielfaches. Waren 1991 noch 865 Beschäftigte in 9 Produktionsstandorten und weiteren 6 Vertriebsgesellschaften für die ACO-Gruppe tätig, sind es Ende des Jahrzehnts bereits rund 2500 Mitarbeitende an 21 Produktionsstandorten und rund 50 Vertriebsgesellschaften.

Bereits im Juli 1990, gerade einmal ein halbes Jahr nach dem Mauerfall, ist ACO bereits flächendeckend mit eigenem Außendienst in der damals noch bestehenden DDR vertreten. Im August 1992 erfolgt die Grundsteinlegung für einen neuen Produktionsstandort in Gerichshain bei Leipzig. Neben dem Stammsitz Rendsburg und dem Werk in Reith ist Gerichshain damit der dritte deutsche Produktionsstandort. Aber ACO fokussiert sich nicht nur auf die neuen Bundesländer: 1992 wird in Polen die erste osteuropäische Vertriebsgesellschaft ACO Elementy Budowlane gegründet. Es folgen weitere Vertriebsgesellschaften und ein neues Werk in Pribyslav in Tschechien. Am Ende der Dekade unterhält ACO weitere Vertriebsbüros und Produktionsstandorte in der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Rumänien.

Auch China beginnt in dieser Zeit sich westlichen Investoren immer weiter zu öffnen. Das bietet Wachstumschancen, die die ACO-Geschäftsführung früh erkennt. 1997 geht ACO zeitgleich zwei Joint Ventures in China ein: die Gründung der Zhedjiang ACO in Hangjou und der Ningbo Zhedong Plastic Building Material in Ningbo.

Zeitgleich zum Engagement in Ostdeutschland und in den ehemaligen Ostblockstaaten, verfolgt ACO den bereits vor 1989 begonnenen Ausbau der Vertriebsgesellschaften und Produktionsstandorte im restlichen Europa und der Welt weiter. So werden in den Niederlanden und in Belgien Gesellschaften von Handelsvertretern übernommen, eine Gesellschaften in Spanien 1988 neu gegründet.

Neben dem Ausbau der Vertriebsstrukturen und der Produktionsstätten erweitert und vertieft die Geschäftsführung die Produktpalette und dringt mit der Übernahme von Unternehmen wie Plastmo, SIGNUM, ebea und AWK in Kaiserslautern in neue Marktsegmente vor. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf nicht mehr nur einzelne Produkte anzubieten, sondern sich als umfassender Systemanbieter zu profilieren.

Aufgrund der Vielzahl von Standorten und Produktsparten entscheidet sich die Geschäftsführung 1997 ACO neu zu strukturieren. Die neue Organisation ist stärker dezentral ausgerichtet. Anhand zielgruppenorientierter Sortimente entstehen die drei unabhängigen Geschäftsbereiche ACO Drain für den Bereich Tiefbau, Markant für den Bereich Hochbau und Signum für den Bereich der Gebäudeentwässerung, heute ACO Tiefbau, ACO Hochbau und ACO Haustechnik.