"Treu und wahr" - Familie Ahlmann: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Die Kieler Linie ===
=== Die Kieler Linie ===
==== Wilhelm Ahlmann (1817-1910) – Politiker, Bankier und Verleger ====
==== Wilhelm Ahlmann (1817-1910) – Politiker, Bankier und Verleger ====
[[Datei:Wilhelm Ahlmann.jpg||200px|thumb|right|Der Kieler Bankier und Verleger Wilhelm Ahlmann (1817-1910). Eine Kopie seines Portraits von Hans Olde schmückt bis heute den Kieler Ratssaal, das Original befindet sich in Familienbesitz.]]
[[Datei:1 Schilling blau 1850 SH.png|200px|thumb|right|Die 1-Schilling-Marke war die erste Briefmarke Schleswig-Holsteins. Ihre Einführung geht auf die Initiative von Wilhelm Ahlmann zurück.]]
[[Datei:1 Schilling blau 1850 SH.png|200px|thumb|right|Die 1-Schilling-Marke war die erste Briefmarke Schleswig-Holsteins. Ihre Einführung geht auf die Initiative von Wilhelm Ahlmann zurück.]]
Otto Friedrichs Sohn Wilhelm Ahlmann wird angesichts der schleswig-holsteinischen Frage zunächst politisch aktiv. Nach dem Studium der Nationalökonomie, Promotion und Habilitation wird der überzeugte Liberale, der seit 1847 als Privatdozent an der Kieler Universität tätig ist, im Revolutionsjahr 1848 zusammen mit dem Historiker Johann Gustav Droysen Sekretär der Provisorischen Schleswig-Holsteinischen Regierung in Kiel. Als Abteilungschef im Department des Innern untersteht ihm das Postwesen: In dieser Funktion führt er 1850 die Briefmarke ein, seinerzeit eine hochmoderne Innovation, die sich in Deutschland bis dahin nur zögerlich durchzusetzen vermag.
Otto Friedrichs Sohn Wilhelm Ahlmann wird angesichts der schleswig-holsteinischen Frage zunächst politisch aktiv. Nach dem Studium der Nationalökonomie, Promotion und Habilitation wird der überzeugte Liberale, der seit 1847 als Privatdozent an der Kieler Universität tätig ist, im Revolutionsjahr 1848 zusammen mit dem Historiker Johann Gustav Droysen Sekretär der Provisorischen Schleswig-Holsteinischen Regierung in Kiel. Als Abteilungschef im Department des Innern untersteht ihm das Postwesen: In dieser Funktion führt er 1850 die Briefmarke ein, seinerzeit eine hochmoderne Innovation, die sich in Deutschland bis dahin nur zögerlich durchzusetzen vermag.



Version vom 22. Juni 2021, 16:29 Uhr

„Treu und wahr“ ist das Motto der weitverzweigten Familie Ahlmann. Sie gehört zu den großen bürgerlichen Familien Schleswig-Holsteins und Dänemarks, deren Geschichte sich bis an den Beginn der frühen Neuzeit zurückverfolgen lässt. Ihr Aufstieg vollzieht sich parallel zu Entwicklungen, welche unsere gegenwärtige moderne Zeitepoche miteinleiten: Aufschwung von Marktwirtschaft und Welthandel sowie Industrialisierung. An diesen Prozessen hat die Familie Anteil.

Die Sønderborger Stammväter

Kapitäne und Kaufleute

Die ältesten Ahlmanns stammen der Überlieferung nach aus Westfalen oder aus dem Harz, von wo aus sie wohl um 1500 in das dänische Sønderborg kommen. Ein Michael Ahlmann ist vor 1590 der erste Vertreter der Familie, der namentlich erwähnt wird und damit aus dem Dunkel der Geschichte tritt. Deutlicher werden die Konturen bei seinen Nachfahren. Sein Enkel Jacob Iversen Ahlmann (1616-1677) ist bereits zweiter Bürgermeister seiner Heimatstadt Sønderborg.

Die Familie ist rasch zu Ansehen und Status gekommen, sie ist in der Seefahrt und im Handel tätig. Als das Schiff Michael Ahlmanns (1649-1734), des Sohnes von Jacob Iversen, während einer Fahrt ins Mittelmeer von nordafrikanischen Seeräubern gekapert wird, kauft ihn das Sonderburger Schiffergelag, ein Zusammenschluss von Seefahrern, welcher der gegenseitigen Absicherung dient, wieder frei.

Obwohl vielen Ahlmanns das Kaufmännische im Blut zu liegen scheint, weitet sich das Feld ihrer beruflichen Tätigkeiten in der Folge weiter aus: Neben Kapitänen und Kaufleuten finden sich auch Lehrer, Offiziere, Pastoren und Gutsherren. Aus der Ehe von Michael Sohn Hans Michelsen Ahlmann (1692-1768), Schiffer und Bürgermeister in Sønderborg, mit der Pastorentochter Cecilie Steenlos gehen vier Söhne hervor. Drei von ihnen werden zu Stammvätern von bis heute existierenden Linien der Familie. Auf Michael (1738-1820) geht die dänische Linie der Ahlmanns zurück, wohingegen Hans (1743-1818) die Linie Guderup begründet.

Der jüngste Sohn, Otto Friedrich (1748-1832), ist wie viele seiner Vorfahren zunächst als Kapitän tätig, ehe er sich in Norburg auf der Insel Alsen als Kaufmann niederlässt. Von ihm stammt die Gravensteiner Linie und damit die bis heute in Büdelsdorf ansässige Unternehmerfamilie Ahlmann ab.

Otto Friedrich – Stammvater der Gravensteiner Ahlmanns

Nach der Übergabe der Geschäfte an seinen Sohn Hans bezieht Otto Friedrich Ahlmann 1856 die Villa „Haus Steinburg“ in Gravenstein. Sie wird 1892 zusammen mit den umliegenden Ländereien von der „Otto Ahlmann‘schen Familienstiftung“ erworben und bildet für fast ein Jahrhundert eine Art „Familienheim“ für die weit verzweigte Familie. Erst 1976 wird sie mit dem zugehörigen Gelände an die Kommune verkauft, die dort ein Sport- und Kulturzentrum einrichtet. Heute gibt es dort noch immer den Ahlmannspark.

Otto Friedrichs jüngerer Sohn Jürgen (1789-1873) wird Kaufmann in Apenrade und steigt dort zum Ratsherrn auf. Der ältere Sohn, der wie der Vater Otto Friedrich heißt (1786-1866), tritt nach dem Besuch der Schule zunächst in das Geschäft seines Vaters ein, ehe er zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Gravenstein übersiedelt und dort nach einigen Jahren das Handelsgeschäft des Nicolay Henningsen übernimmt. Als einziger Kaufmann in dem kleinen Residenzort baut er seine Unternehmungen mit Energie, Geschick und Tatendrang aus, erwirbt Brauerei- und Brennrechte sowie umfangreiche Ländereien. Er handelt mit Waren aller Art, insbesondere mit Holz und beteiligt sich an Schiffen und am Überseehandel. Aus seiner Ehe mit Marie Magdalene Lorenzen gehen drei Töchter und sieben Söhne hervor, denen er eine gute Ausbildung zukommen lässt. Seine Unternehmungen geraten in eine Krise, als er sich im Zuge der Auseinandersetzungen um die Zugehörigkeit des national gespaltenen Herzogtums Schleswig auf die Seite des Herzogs Christian August stellt, der ein von Dänemark unabhängiges Herzogtum anstrebt. Otto Friedrich verliert seine Großhandelskonzession und kann seine Geschäfte nach 1850 nur noch in kleinerem Rahmen weiter führen.

Seinem jüngsten Sohn Hans Ahlmann (1820-1896), der die Geschäfte des Vaters übernimmt, fehlt es an kaufmännischem Geschick, 1882 muss er Konkurs anmelden. Doch die anderen Söhne sind erfolgreich. Der Älteste, wiederum Otto Friedrich genannt, übernimmt bereits mit 22 Jahren ein großes Gut in Ussinggaard. Als er 1873 stirbt, bestimmt er einen Teil seines Vermögens zur Errichtung u.a. der„Otto Ahlmann´schen Familienstiftung“, die der Unterstützung verarmter und der Ausbildung jüngerer Familienmitglieder dient. Der zweitjüngste, Wilhelm, wird Bankier in Kiel, der dritte Sohn, Thomas Jörgen, Kaufmann in Fredericia.

Die Kieler Linie

Wilhelm Ahlmann (1817-1910) – Politiker, Bankier und Verleger

Der Kieler Bankier und Verleger Wilhelm Ahlmann (1817-1910). Eine Kopie seines Portraits von Hans Olde schmückt bis heute den Kieler Ratssaal, das Original befindet sich in Familienbesitz.
Die 1-Schilling-Marke war die erste Briefmarke Schleswig-Holsteins. Ihre Einführung geht auf die Initiative von Wilhelm Ahlmann zurück.

Otto Friedrichs Sohn Wilhelm Ahlmann wird angesichts der schleswig-holsteinischen Frage zunächst politisch aktiv. Nach dem Studium der Nationalökonomie, Promotion und Habilitation wird der überzeugte Liberale, der seit 1847 als Privatdozent an der Kieler Universität tätig ist, im Revolutionsjahr 1848 zusammen mit dem Historiker Johann Gustav Droysen Sekretär der Provisorischen Schleswig-Holsteinischen Regierung in Kiel. Als Abteilungschef im Department des Innern untersteht ihm das Postwesen: In dieser Funktion führt er 1850 die Briefmarke ein, seinerzeit eine hochmoderne Innovation, die sich in Deutschland bis dahin nur zögerlich durchzusetzen vermag.

Noch 1848 wird Wilhelm außerdem Beobachter im Paulskirchen-Parlament und Abgeordneter der Landesversammlung. Obwohl die Erhebung letztlich scheitert und Wilhelm seine Ämter aufgeben muss, schadet sein vorübergehendes politisches Engagement dem späteren Erfolg seiner Unternehmungen nicht.

1852 gründet der enttäuschte Revolutionär sein eigenes Bankhaus, das erste in Kiel und das zweite in Schleswig-Holstein: Die Ahlmannbank. Zunächst auf Geldwechselgeschäfte spezialisiert, erschließt sich die Bank nach der Gründung des Deutschen Reichs und der Einführung einer reichseinheitlichen Währung das Wertpapiergeschäft und die Hypothekenvermittlung. Sie fungiert von 1873 bis 1917 als faktische Landesbank der nunmehrigen preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

Noch 1848 wird Wilhelm außerdem Beobachter im Paulskirchen-Parlament und Abgeordneter der Landesversammlung. Obwohl die Erhebung letztlich scheitert und Wilhelm seine Ämter aufgeben muss, schadet sein vorübergehendes politisches Engagement dem späteren Erfolg seiner Unternehmungen nicht.

1852 gründet der enttäuschte Revolutionär sein eigenes Bankhaus, das erste in Kiel und das zweite in Schleswig-Holstein: Die Ahlmannbank. Zunächst auf Geldwechselgeschäfte spezialisiert, erschließt sich die Bank nach der Gründung des Deutschen Reichs und der Einführung einer reichseinheitlichen Währung das Wertpapiergeschäft und die Hypothekenvermittlung. Sie fungiert von 1873 bis 1917 als faktische Landesbank der nunmehrigen preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

1864 hatte Wilhelm Ahlmann die Kieler Zeitung gegründet. Neben seiner Bankierstätigkeit ist er zudem Stadtverordneter in Kiel und Abgeordneter des Preußischen Landtags. 1894 scheidet er zugunsten seines Sohnes Ludwig aus dem Bankgeschäft aus. 1895 gründet er die noch heute bestehende Familienstiftung „Dr. Wilhelm Ahlmann“. Er stirbt 1910 im hohen Alter von 93 Jahren.